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Privatschulen für alle?

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Privatschulen werden häufig als Einrichtungen betrachtet, an denen Besserverdiener ihrem Nachwuchs einen privilegierten Zugang zu Bildungsabschlüssen erkaufen können. Entsprechend kritisch werden Überlegungen betrachtet ,private Schulen stärker zu fördern.

Privatisierungen an sich müssen jedoch nichts Schlechtes sein, wenn auch wirklich ein Markt entsteht und das Gewinninteresse der Unternehmer zur Erfüllung der öffentlichen Aufgabe führt.

ausverkauf-bildungDamit Privatschulen im öffentlichen Interesse handeln, sind somit die Rahmenbedingungen wichtig. Denn nach den gängigen Konzepten gibt der Staat den Schülern (ihren Eltern) einen Bildungsgutschein. Das Geld, welches sonst die staatlichen Schulen pro Schüler erhalten, können sich nach diesen Reformvorschlägen auch Privatschulen verdienen, wenn sie mit ihrer Leistung überzeugen. Eine völlige Deregulierung würde somit den Marktanreiz setzen gute Noten einfach zu verkaufen. So hat der Unternehmer wenig Aufwand und der Schüler sichert sich zufrieden gute Zukunftsperspektiven. Der Staat könnte dieses Problem lösen, indem er sehr aufwendige Kontrollen der privaten Schulen verlangt, welche allerdings sämtliche Einsparungen von Privatisierungen wieder zunichtemachen würden.

Lehre privatisieren, Leistungsüberprüfungen staatlich durchführen

Es bietet sich daher an den Bildungssektor nicht vollständig zu privatisieren, sondern Privatwirtschaft und Staat jeweils ihre Stärken nutzen zu lassen. Privatunternehmer setzen Geld effizienter ein, als das staatliche Stellen tun, weil Unternehmer über ihr eigenes Geld entscheiden und Beamte/ Politiker über das Geld von anderen verfügen. Allerdings kann der Staat besser Gewissheit darüber herstellen, ob eine Schule wirklich eine gute Lehre anbietet oder ob sie einfach nur gute Note verteilt.

Eine staatliche Leistungsüberprüfung der Schüler hat außerdem den Vorteil, dass ein weiterer negativer Anreiz verringert wird. Wenn der Staat versucht Wettbewerb zu schaffen, haben die Unternehmen oder staatlichen Einrichtungen häufig nicht die Motivation die beste Leistung zu erbringen, sondern die überzeugendste Außenwirkung zu generieren. Statt finanzielle Mittel in die Erreichung der Ziele zu investieren, wird Geld für Öffentlichkeitsarbeit und Lobbyismus verschwendet. Der Staat, die Eltern und die Schüler können die Qualität einer Bildungseinrichtung dank staatlicher Leistungsüberprüfung gut nachvollziehen. Ein Unternehmen, welches nur eine gute Öffentlichkeitsarbeit aber keine guten Konzepte hat, kann so nicht überleben.

Durch Regulierungen die Chancengleichheit bewahren

Die Privatisierung von Schulen ist ebenfalls eine Gefährdung für die Chancengleichheit. Ein größerer Geldbeutel der Eltern kann dem Kind bessere Schulausstattung, kleinere Klassengrößen und moderne Schulgebäude erkaufen. Ärmere Kinder werden so benachteiligt. Allerdings kann der Staat durch zwei Maßnahmen gegensteuern. Zum einen sollte die Gesellschaft die Ausbildung der nachfolgenden Generationen als Zukunftssicherung erkennen und jedem Kind gut Lernbedingungen ermöglichen. Jeder heute investierte Euro in Bildung wirft in Zukunft enorme Renditen ab. Zum anderen kann der Staat zusätzliche Zahlungen der Eltern an die Schulen versteuern, sodass der Anreiz sinkt, dem eigenen Kind eine Bevorteilung zu erkaufen.

Erfolgreiche staatliche Schulen bewahren

Die Privatisierung von Schulen sollte nicht aus Überzeugung gegen den vermeintlich ineffizienten Staat übereilt und unreflektiert vollzogen werden. Eine dogmatische Privatisierung aller Schulen würde große Nachteile mit sich bringen. Stattdessen bietet es sich an nur die Rahmenbedingungen so zu ändern, dass private Schulen genauso viel Geld pro Schüler bekommen wie staatliche Schulen. Weil Unternehmer oder auch Elternverbände keine Insolvenz mit ihrer privaten Schule erleben wollen, werden sie dort neue Schulen gründen, wo der Staat derzeit wenig Qualität zu bieten hat. Erfolgreiche staatliche Schulen können dagegen von ihrer Erfahrung und ihrem guten Ruf profitieren und sollten daher nicht verdrängt werden.

Trotzdem besteht das Problem, dass eine Schule nicht ein normales Unternehmen ist. Bei Insolvenz müssen die Schüler wechseln. Anders als bei insolventen Drogeriemärkten oder Supermärkten ist der Wechsel von Schulanbietern für die Schüler sehr anstrengend. Wenn die Schulanbieter jedoch ausreichend große finanzielle Sicherheiten hinterlegen, kann der Staat ohne größere Zusatzkosten die Schule fortführen.

Zusätzliche Bildungsausgaben für staatliche und private Schulen unerlässlich

Private Schulen werden den Lehrern nicht einen Kündigungsschutz wie im Beamtenstatus bieten. Ohne die gesicherte Zukunft könnte für viele der Lehrerberuf noch unattraktiver werden. Da es ohnehin schon einen Lehrermangel gibt, wird die Qualitätssteigerung wohl durch bessere Löhne und Arbeitsbedingungen (Ausstattung und Klassengröße) erkauft werden müssen. Denn wie in anderen Branchen auch, ist ein Mangel an Fachkräften ein Mangel an guten und Löhnen und Arbeitsbedingungen. Damit der Arbeitsmarkt für Lehrer funktionieren kann, müssen Lehrer flexibler zwischen den Bundesländern wechseln können.

Mehr zum Thema: “Schüler und Studenten wären plötzlich Könige: Wie eine Reform des deutschen Bildungssystems aussehen könnte” (Blog der “Initiative neue soziale Marktwirtschaft”

Der Wikipediaartikel über die Privatisierungen der Schulen in Schweden zieht ein gemischtes Fazit über den Erfolg des Projekts.


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